Schamanismus gehört zu den ältesten spirituellen Traditionen der Menschheit und lässt sich bis in die Zeit der frühen Höhlenkunst vor rund 30.000 Jahren zurückverfolgen. Er ist nicht an eine bestimmte Kultur, Region oder Epoche gebunden, sondern begegnet uns weltweit in vielfältigen Ausdrucksformen.
Im Kern beschreibt Schamanismus eine besondere Weise, die Welt wahrzunehmen und mit ihr in Beziehung zu treten. Alles wird als beseelt und voller eigener Kraft verstanden. Materielle und nicht-materielle Wirklichkeit beeinflussen sich gegenseitig und bilden ein untrennbares Ganzes.
Schamanisch Praktizierende nutzen bewusste Ekstasetechniken oder rituelle Wege, um Zugang zu diesen geistigen Ebenen zu erhalten. Dort suchen sie Erkenntnis, Heilung und Orientierung – für sich selbst und für ihre Gemeinschaft. Dabei wirken sie als Mittler zwischen den sichtbaren und unsichtbaren Bereichen des Lebens und bringen Impulse aus der geistigen Realität in den Alltag zurück.
In Europa existiert heute keine ungebrochene schamanische Tradition mehr, doch unsere Kultur ist voller Spuren eines alten schamanischen Weltbildes – von Mythen über den Weltenbaum bis hin zu Märchen, Tierverbündeten, Ortsgeistern und überlieferten Heilritualen. Diese Überreste lassen sich nicht vollständig rekonstruieren, doch sie können als Inspiration dienen, um eine zeitgemäße, europäische Form schamanischer Praxis zu entwickeln.
Ein moderner Schamanismus braucht Wurzeln im heutigen Leben, in unseren Erfahrungen und Werten, ebenso wie im Wissen aus Archäologie, Religionswissenschaft und den überlieferten Geschichten unseres Landes. Ziel ist kein historisches Nachahmen, sondern ein lebendiger, kraftvoller Weg, der sich an den Bedürfnissen der Gegenwart orientiert.
So entsteht eine indigene, europäische und zugleich moderne Spiritualität, die auf echten Erfahrungen beruht, im Alltag trägt und zum Wohl der Gemeinschaft wirkt. Die nordischen Mythen und die Runen bilden dabei eine wichtige Quelle für Inspiration und Verbindung.
Ein historisch vollständiger nordischer oder europäischer Schamanismus lässt sich heute nicht rekonstruieren – und vieles davon wäre für unsere moderne Lebenswirklichkeit auch kaum übertragbar. Der moderne nordische Schamanismus versteht sich daher nicht als Rückkehr in eine vergangene Zeit, sondern als ein lebendiger, zeitgemäßer Weg, der sich an den Bedürfnissen des heutigen Menschen orientiert.
Die Grundlage bilden die überlieferten Mythen, Märchen und Sagen Nord- und Mitteleuropas, archäologische Erkenntnisse, sprachliche Spuren sowie Impulse aus dem Core-Schamanismus. Vor allem jedoch entsteht dieser Weg aus persönlicher schamanischer Erfahrung: dem Lernen durch Ahnen, Geister, Götter und die eigene Praxis.
Der nordische Schamanismus folgt dem Weg der Völva – einem Pfad, der auf dem Wissen um die Beseeltheit der Welt und die Existenz verschiedener Wirklichkeiten beruht. Zentrale Elemente sind der Seelenflug in die anderen Welten, die Begegnung mit Göttern, Geistern und Ahnen sowie das bewusste Wirken in Zusammenarbeit mit ihnen.
Zum Repertoire der Völva gehören Galdr, der Zaubergesang, Runenmagie, Weissagung und Seiðr, die spezifisch nordische Form der Zauberei. Ebenso wichtig ist die Kenntnis der Mythen und die Fähigkeit, ihre Weisheit für das heutige Leben anzuwenden. All diese Praktiken greifen ineinander und stärken sich gegenseitig. Sie bilden einen Weg, auf dem die Praktizierende wächst, innere Kraft entwickelt und heilsam auf die Welt einwirkt.
So entsteht ein moderner nordischer Schamanismus, der nährt, stärkt und hilft, heilsam auf die Welt zu wirken – verwurzelt in der Tradition und zugleich offen für die Gegenwart.
Ar ok Fridr -
Für gute Ernte und Frieden!